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Der erste AUGENZEUGE leuchtete den Einwohnern am 19. Februar 1946 in der zerstörten Stadt Berlin auf den Leinwänden entgegen. Es waren zwar nur 10 Kopien- doch ein Anfang war gemacht.
Die nächsten beiden Ausgaben erfolgten im März, und so ging es im Zwei-Wochen-Takt  bis in den August des ersten Friedensjahres. Dann wurde aus dem AUGENZEUGEN die wirkliche DEFA-WOCHENSCHAU.

Mit dem „Augenzeugen“ verbinden die meisten

bis heute, den Namen von Kurt Maetzig.

Jedoch Dr. Marion Keller (1910-1998), seine

damalige Frau, war zumindest in den

Anfangsjahren, die eigentliche Macherin hinter

dem „Augenzeugen! Sie wurde Mitte 1947 als

amtierende Chefredakteurin eingesetzt und am

1. Dezember 1947 offiziell als Chefredakteurin

und Leiterin der Abt. Wochenschau berufen

worden. Damit war sie diejenige, die für die

Fassung, die in die Kinos gelangte, voll

verantwortlich.

 

 

Marion Keller, war von der ersten Stunde mit dabei, wurde Redakteurin und Texterin des Augenzeugen, Mitglied des Wochenschauausschusses und (nach Gründung der DEFA) Leiterin der DEFA-Presseabteilung. Der Name „Der Augenzeuge“ wurde von ihr erdacht. Von Kurt Maetzig stammte das Motto, das jeder Ausgabe (ab Nummer 13/1946 bis 34/1949) vorangestellt war: „Sie sehen selbst, Sie hören selbst, urteilen Sie selbst“. Der Augenzeuge erschien ab 19. Februar 1946; von März–Juli 1946 zweiwöchentlich, ab August 1946 wöchentlich.

Marion KellerMarion Keller

Da Kurt Maetzig aufgrund seiner Berufung zu Dreharbeiten für Spielfilme und administrativen Verpflichtungen bei der DEFA ab Herbst 1946 nur noch bedingt dem Augenzeugen zur Verfügung stand, war Marion Keller, die damalige Frau Maetzigs ab dieser Zeit weitgehend federführend. In der Folge wurde sie, Dr. Marion Keller, seine damalige Frau, Mitte 1947 als amtierende Chefredakteurin eingesetzt und am 1. Dezember 1947 offiziell als Chefredakteurin und Leiterin der Abt. Wochenschau berufen. Damit war sie diejenige, die für die Fassung, die in die Kinos gelangte, voll verantwortlich war. So entstanden von 1946 bis 1949 insgesamt 189 Wochenschauen mit dem zeitlichen Volumen von acht Spielfilmen pro Jahr.

Der Augenzeuge erreichte pro Woche etwa vier Millionen Zuschauer. Besonders berührte die Menschen ein Service, der den Augenzeugen aus dem sonstigen Kino-Angebot heraushob: der Kindersuchdienst, der von Nr. 12/46 bis 137/48 jede Wochenschau eröffnete und in dessen Ergebnis 400 Kinder ihre Eltern wiederfanden.

Erster ArbeitswagenErster Arbeitswagen

Logo der WochenschauLogo der Wochenschau

 

 

 

 

 

 

 

Die Redaktion des Augenzeugen war anfänglich (1947) in der Berliner Hankestraße, ehe das neue Domizil für die Wochenschau in der Jägerstraße bezogen werden konnte.

 

„Die SED stellte den Augenzeugen unter Parteikontrolle. In dieser schlimmsten Stunde jeder Woche stand ich ganz allein und musste unsere Auswahl der Sujets und ihre Präsentation gegen didaktische und politische Einwände vieler Art durchsetzen.« 37 Das fiel selbst den Russen in der Sektorengrenze auf. Bei unseren kritischen Berichten über offensichtliche Missstände für jedermann, die dem [deutschen] ZK stets ein Dorn im Auge waren.“ Marion Keller hat jedoch recht, das wusste nicht nur sie. Im Mai 1949 schließlich wurde sie gar von den Pressebesprechungen im Parteivorstand ausgeladen. „Ich sehe diese Maßnahme als einen großen Schaden für den politischen Gehalt des Augenzeugen an und kann mir dieses Verbot nur als ein Misstrauensvotum gegen meine Person erklären.« 39 Das war es in der Tat. Sie war die Chefin eines einflussreichen, wenn nicht gar des einflussreichsten Mediums jener Zeit. Wenn sie die Parteilinie nicht verstand und verfolgte, war sie fehl am Platz. So begann ihr Abschied in Raten.

Gehen oder bleiben, das war die Frage, die sich Marion Keller stellte. Denn die andere Frage, sich zu verbiegen, sich irgendwo anzudienen, stellte sich nicht. Die Trennung von Land und Leuten fiel ihr nicht leicht; selbst nach dem 17. Juni 1953 brauchte das noch zwei Jahre. Da war sie Mitte 40, also jung genug, um einen Neuanfang zu wagen. Erst nach ihrer letzten Arbeit über Max Jaaps Dreharbeiten zum Schiller-Film, ein Freundschaftsdienst für ihren einstigen Aufnahme-Regisseur beim Augenzeugen, verließ sie mit Kind und Kegel 1955 die DDR. „Freiheitlich demokratisch“ wollte sie leben und ihr Kind erziehen, wie sie 1957 an Kurt Maetzig schrieb. Da war von Marion Keller in der DDR schon lange keine Rede mehr. Sprach man aber ehemalige Kollegen an, wie Tonmeister Heinz Reusch oder Sprecherin Isot Kilian, hörte man Loblieder auf Marion Keller. Da war nichts vergessen. Das waren und blieben die goldenen Anfangsjahre der DEFA, wo etwas geschaffen wurde, das bleiben würde, mit Enthusiasmus, Ideenreichtum, Hartnäckigkeit.